Gefahr von Rechts? AfD und Rechtspopulismus

Liane Bednarz, Ludwig Ring-Eifel, Joachim Frank, Johannes zu Eltz, Thomas Schührer, Bild: Durchblick e.V.

Liane Bednarz, Ludwig Ring-Eifel, Joachim Frank, Stadtdekan Johannes zu Eltz, Thomas Schührer, Bild: Durchblick e.V.

Thomas Schührer als Podiumsteilnehmer im Frankfurter Haus am Dom

Als Vertreter der Bürgerinitiative FaireMedien nahm Thomas Schührer, Durchblick e. V., am 15. Juni 2016 im Haus am Dom in Frankfurt an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Gefahr von Rechts? AfD und Rechtspopulismus“ teil. Zusammen mit dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, dem Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA, Ludwig Ring-Eifel, und der Münchener Publizistin und Juristin Liane Bednarz diskutierte er über das Verhältnis von katholischer Kirche und rechtspopulistischen Strömungen. Moderiert wurde das Podium von Joachim Frank, Chefkorrespondent der DuMont Mediengruppe, Köln.

Der Frankfurter Domkreis Kirche und Wissenschaft hatte dieses Thema gewählt aus Anlaß der Positionierung bzw. Entscheidung des ZDK, AfD-Vertreter nicht beim Katholikentag zuzulassen.

Thomas Schührer forderte mehrfach ein, die Begriffe „Rechts“ und „Rechtskatholisch“ zu definieren, und warb eindringlich dafür, Menschen genau zuzuhören und sie nicht voreilig in ideologische Schubladen zu stecken. Die Diskussionskultur müsse auch weit auseinander liegende Ansichten aushalten. Es dürfe keine Tabuisierung des Dialogs mit einzelnen Gruppen geben. Wer mit Menschen spricht oder in Publikationen schreibt, die problematische Positionen vertreten, dürfe deshalb nicht automatisch geächtet werden. Nur wer mit Andersdenkenden konstruktiv kommuniziere, könne Lagerbildung und dadurch Radikalisierung aufweichen. Das Ende der Sprachlosigkeit könne sonst Gewalt sein, eine Aussicht die ihm große Sorgen bereite.

Stadtdekan Johannes zu Eltz erklärte, dass er als Kirchenvertreter keinen Kontakt zu Rechten habe, da diese ihn höchstens in anonymen Briefen und Beschimpfungen kontaktierten. Er definierte: „Rechte sind Menschen, die mit mir nicht reden.“ In seinem Verantwortungsbereich versuche er, Lagerbildung und deren Konsequenzen entgegenzutreten.
Zu Eltz meinte, dass niemand, der einer Partei angehöre, für sich in Anspruch nehmen könne, dass er sich vom Parteiprogramm distanziere oder von Reden der leitenden Personen. Der Stadtdekan sieht besorgt den völkischen Teil in der AfD zunehmen, damit bewege sich die Partei auf eine „rote Linie“ zu. Er äußerte die Hoffnung, dass man mit der AfD dennoch im Gespräch bleibe.

Ludwig Ring-Eifel (KNA) verwies auf die Anfänge der Grünen in der Politik, die auch extreme Positionen vertraten und harte Zerreißproben innerhalb ihrer Partei bestehen mußten, bis sie sich zu einer etablierten Partei entwickelten. Auf die Frage des Moderators, ob er erwarte, dass auch die AfD zu guten Demokraten werden könnte, antwortete Ring-Eifel: „Das ist meine große Hoffnung, weil ich an die Demokratie glaube. Ich glaube, dass die parlamentarische Demokratie diese integrative Kraft hat.“ Er plädierte für einen möglichst offenen und breiten Dialog, auch mit Menschen deren Positionen man nicht teile.
Anhand einer Umfrage unter europäischen Bischöfen erklärte er, dass die Positionierung in der Flüchtlingsfrage nicht zur Nagelprobe für christliche Maßstäbe gemacht werden könne. Auch die Bischöfe seien sich in dieser Thematik nicht einig. Nur eine Minderheit stehe in dieser Frage hinter Merkel bzw. Papst Franziskus.

Liane Bednarz sieht eine klare Abgrenzung zwischen konservativ und rechts. Dies erkenne man auch an der Sprache, wofür sie etliche Beispiele aufzählte. Sie stellte eine Radikalisierung der Sprache fest und appellierte, nicht selbst die Verrohung der Sprache voranzutreiben. Sie habe keine Hoffnung, dass die AfD die radikalen Geister loswird. Bednarz nannte namentlich einige katholische Publizisten und eine Zeitung, die sie für rechtslastig hält.

Das Publikum wirkte sehr engagiert und emotional mit, teilweise durch Zwischenrufe sowie in der anschließenden Fragerunde durchaus kontrovers. Es wurde mehrfach kritisiert, dass kein AfD-Vertreter auf dem Podium präsent war und somit nur über die Betroffenen und nicht mit ihnen gesprochen wurde.


Kommentare

Gefahr von Rechts? AfD und Rechtspopulismus — 3 Kommentare

  1. Damit die EU nicht an der Flüchtlingskrise zerbricht und die Reisefreiheit im Schengenraum weiterlebt, gibt es nur einen Ausweg: eine gemeinsame europäische Antwort auf die Flüchtlingskrise. Mit einem wirksamen Schutz der europäischen Außengrenzen. Mit einer gerechteren Verteilung von Flüchtlingen und der Option, dass die unwilligen Länder sich anfangs freikaufen können. Und mit mehr europäischem Engagement in Syrien und an anderen Krisenorten.

  2. Dem letzten Satz kann ich nur zustimmen und unterstreichen!
    „Es wurde mehrfach kritisiert, dass kein AfD-Vertreter auf dem Podium präsent war und somit nur über die Betroffenen und nicht mit ihnen gesprochen wurde.“
    Keine Nachricht über AfD oder FPÖ kommt mehr aus, ohne den Hinweis auf „rechtspopulistisch“. Für mich ist dies langsam eine Auszeichnung! Was ist daran schlecht, wenn etwas „populistisch“ ist? Ist alles ‚populistisch‘ was sich gegen den Zeitgeist wendet? Dann wäre es umso wichtiger!

  3. Wie es aussieht, konnte Thomas Schührer erfolgreich die gebotene Fairness gegenüber AfD bzw. auch gegenüber selbstbewusst-konservativen Katholiken anmahnen. Ring-Eiffels Hinweis auf die Anfänge der Grünen unterstützt diese Linie. Der Stadtdekan versuchte wohl, wie immer, dem linken Mainstream genehm zu bleiben; er blieb in der Sache jedoch eher fair. Auch die Unterscheidung Bednarz‘ zwischen ‚konservativ‘ und ‚rechts‘ (was wohl ‚rechtsextrem‘ implizieren sollte), ist tendenziell in Ordnung unter der Voraussetzung, dass überall dort, wo ‚linke‘ Positionen formuliert werden, selbstverständlich auch ‚rechte‘ ins demokratische Spektrum gehören. Die Gleichsetzung von ‚rechts‘ und ‚rechtsextrem‘ ist eine sprachlich inakzeptable und politisch gefährliche Diskriminierung.

    Ich freue mich für Herrn Schührer, dass er der Maitre du Jeu geblieben ist – mit Gottes Hilfe.

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