Süddeutsche druckte keine Leserbriefe zum Fall Hollemann: Fadenscheinige Begründung

Die Süddeutsche Zeitung hat keinen einzigen Leserbrief zum Fall Markus Hollemann abgedruckt. Dies bestätigte sie in einem Schreiben an FaireMedien.de. Sie habe diese Art der „Debatte“ nicht befeuern wollen, gibt die Leserbriefredaktion zur Begründung an.

In einem Schreiben vom 11. Mai 2015 rechtfertigt die Leserbriefredaktion der Süddeutschen Zeitung ihre Entscheidung, keine Leserbriefe zu ihrer Berichterstattung zum Fall des ÖDP-Politikers Markus Hollemann abzudrucken.

Die Süddeutsche habe zu der Kontroverse um Markus Hollemann sowohl Leserbriefe erhalten, die die SZ-Berichterstattung kritisieren als auch solche, die Hollemanns Eignung für das Amt des Münchner Gesundheitsreferenten kritisch thematisieren, schreibt der SZ-Verantwortliche für „Leserkommunikation“ Thomas Soyer. Leider gibt er keine Auskunft darüber, in welchem quantitativen Verhältnis diese beiden Arten von Leserbriefen zueinander standen. Die SZ hat keinen dieser Briefe, egal welcher Ausrichtung, veröffentlicht. Zur Begründung heisst es, dass „etliche“ Leserbriefe im Ton oder Inhalt beleidigend waren.

Diese Begründung ist hanebüchen. Denn es gab zahlreiche besonnene, sachlich und abgewogen argumentierende Kritik an der SZ-Berichterstattung zum Fall Hollemann. FaireMedien hat viele dieser Kommentare hier dokumentiert. Diesen seriösen Leserbriefschreibern den Abdruck zu verweigern, nur weil andere sich beleidigend geäußert haben mögen, ist eine äußerst unfaire und höchst willkürliche Entscheidung der SZ-Leserbriefredaktion. Beleidigende Leserbriefe kann es bei jedem beliebigen Thema geben. Wäre dies jedes Mal ein Grund, auf den Abdruck von Leserbriefen überhaupt zu verzichten, dann müssten die Leserbriefspalten wohl bald komplett wegfallen. Dann könnten auch Interessierte durch gezielte Versendung beleidigender Leserbriefe den Abdruck der seriösen Briefe verhindern. Eine absurde Vorstellung.

Es ist die Aufgabe einer Leserbriefredaktion, vernünftige und dämliche Leserbriefe zu unterscheiden und nur erstere zu veröffentlichen. Dieser Aufgabe wird die SZ sonst meistens auch gerecht. Sie kann es also. Dass keine Leserbriefe zum Fall Hollemann veröffentlicht wurden, muss demnach einen anderen Grund haben, als den offiziell angeführten. Was könnte der wahre Grund sein?


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